Erfindungen aus Sachsen
Melitta Benz und die Geschichte des Kaffeefilters
Bevor Kaffeevollautomaten wie heute per Knopfdruck Latte Macchiato und Cappuccino machten, wurde Kaffee per Hand mit heißem Wasser aufgebrüht. Zurück blieb Kaffeesatz und ein bitterer Nachgeschmack. Damit wollte sich Melitta Benz nicht zufrieden geben.
Melitta Benz aus Dresden erfindet den Kaffeefilter.
© Melitta Gruppe
Ein Löschblatt brachte Melitta Benz auf die Idee
Kaffeekrümel zwischen den Zähnen - für Hausfrau Melitta Benz aus Dresden unerträglich. Sie will Abhilfe schaffen - und greift 1908 zu Hammer und Nagel und durchlöchert damit den Boden eines Messingtopfs. Darauf legte sie zugeschnittenes Löschpapier aus den Schulheften ihrer Söhne. Den Topf stellte sie auf eine Kanne, gab Kaffeepulver hinzu, heißes Wasser und schon tropfte der Kaffee klar und ohne Satz in die Kanne.
Der Kaffeefilter ist erfunden - und mit ihm geht die Idee für das Unternehmen "Melitta" einher.
Werbung für Melitta
© Melitta Gruppe
Der Kaffeefilter muss sich verkaufen - auch dank Werbung
Melitta Bentz will ihre Erfindung schützen. Im Sommer 1908 lässt sie sich beim Kaiserlichen Patentamt zu Berlin den "Kaffeefilter mit nach unten gewölbtem, mit einem Abflussloch versehenen Boden und lose einliegendem Siebe" patentieren. Noch im selben Jahr gründet Melitta mit Mann und Kindern ein Familienunternehmen. Bald stellen sich erste Erfolge ein. Der "Filtrierapparat" erhält auf der internationalen Hygieneausstellung von 1910 in Dresden goldene und silberne Medaillen. Das stetig wachsende Unternehmen bezieht neue Räume und beginnt in den 1920-er Jahren mit der ersten eigenen Filterproduktion. Dabei gelingt 1936 ein entscheidender Schritt: der nach unten schlitzförmig zulaufende Filterkörper. Passend dazu kommen die heute als Filtertüten bekannten Kaffeefilter mit dazu. Den Begriff lässt sich das Unternehmen als Warenzeichen registrieren. Bis heute dürfen nur Melitta-Produkte "Filtertüte" heißen. Den Konsumenten muss die korrekte Benutzung aber erklärt werden, mit einer 26-zeiligen Gebrauchsanweisung und jeder Menge Werbung.
Das Familienunternehmen Melitta
Die ersten Mitarbeiter im Unternehmen Melitta sind ihr Ehemann Emil Hugo und die beiden Söhne. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs führt Melitta Benz den Betrieb, da ihr Mann im Kriegseinsatz ist. Die Filterherstellung ruht, da das Papier knapp wird und die Regierung die Kaffee-Einfuhr sperrt. Melitta Benz erwirtschaftet den Lebensunterhalt für die Familie mit dem Verkauf von Kartons.
Nach Kriegsende wächst die Firma schnell, der Export in die Tschechische Republik und die Schweiz lassen die Firma in Dresden an ihre räumlichen Grenzen stoßen. Bei einer Reise stößt das Ehepaar Benz auf die Gebäude einer stillgelegten Schokoladenfabrik in Minden. 1929 wird die Firma umgesiedelt und ist seither Sitz des Unternehmens. Später übernehmen die beiden Söhne das Unternehmen, 1963 wird die erste Niederlassung in den USA gegründet. Heute steht Melitta, der Vorname einer Dresdner Hausfrau, die einst einfach keine Krümel mehr in ihrem Kaffee haben wollte, für eine internationale Unternehmensgruppe.
Melitta Benz
Melitta Benz wurde am 31. Januar 1873 in Dresden geboren, unter dem Namen Amalie Auguste Melitta Liebscher. Sie heiratete Emil Hugo Bentz, die beiden bekamen zwei Söhne: Willy und Horst. Als sie 1908 den Kaffeefilter erfand, gründete sie noch im Dezember desselben Jahres ein Familienunternehmen mit ihrem Namen: Melitta. Das wurde am 15. Dezember mit einem Eigenkapital von nur 73 Pfennigen in das Handelsregister eingetragen. Bis zu ihrem Tod 1950 war sie das "soziale Gewissen" der Firma, die Mitarbeiter bekamen schon früh Weihnachts- und Urlaubsgeld.
Quellenhinweis: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK