Andreas Stubenrauch

Eine Persönlichkeit als Lehrer und Heimatforscher
Träger des Verdienstkreuzes am Band des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

In seinen Erinnerungen schreibt Ulrich Göpfert aus Dörfles-Esbach über seinen ehemaligen Lehrer und verdienten Heimatforscher Andreas Stubenrauch.

Ich lernte Andreas Stubenrauch im Jahre 1959 zum erstenmal an der Schule in Dörfles-Esbach persönlich kennen. Er war von der Volksschule in Mönchröden zu uns nach Dörfles versetzt worden.


In den Jahren 1961 bis 1963 war Andreas Stubenrauch mein Klassenlehrer. Wir Schüler hatten großen Respekt vor unserem Lehrer, der nicht durch Strenge, sondern mit seiner Persönlichkeit, Güte und Ausstrahlung zu überzeugen wusste.

Uns Schulkinder zog er des Öftern mit seinen Schilderungen aus dem zweiten Weltkrieg in den Bann. Ebenso werden mir die Heimatkunde- und Geschichtsstunden bei ihm - die öfters etwas länger dauernden als im Stundenplan vorgesehen – in unvergesslicher Erinnerung bleiben.

Seine große Liebe galt vor allem den Schilderungen aus der Vergangenheit unseres Coburger Heimatlandes, denn Andreas Stubenrauch war zu dieser Zeit bereits ein sehr geachteter Heimatforscher.

Unter seiner Leitung und zusammen mit Berthold Fischer war er im Jahre 1954 der Gründer und Herausgeber der bekannten "Heimatkundlichen Lesebogen“ für das Coburger Land.

Das Foto wurde in der ehemaligen Volksschule ( heute Rathaus) in Dörfles-Esbach aufgenommen und zeigt Andreas Stubenrauch mit seinen Schülern

Sein größter Stolz war sein fahrbarer Untersatz  "ein dreirädriger Schmesserschmitt-Kabinenroller“, in Schülerkreisen auch "Schneewittchensarg“ genannt.

Leider versagte sehr oft die Zündung dieses Gefährtes ihren Dienst und mit meinen anderen Klassenkameraden haben wir Starthilfe in Form von kräftigem Anschieben geleistet. In weiser Voraussicht hatte er deshalb immer sein "Auto“ gegenüber der Schule in der Rosenauer Straße - von uns auch Schulberg genannt – bergabwärts geparkt.

Von dort aus war es ihm möglich, die unten im Dorf liegende ehemalige Reparaturwerkstatt von Willy Bätz, auch ohne Motorkraft zu erreichen. Er musste mit seinem "fahrbaren Untersatz“ oft die Hilfe des Meisters Bätz in Anspruch nehmen.

Das kleine Auto unseres Schulleiters reizte immer wieder zu Schülerstreichen. Eines Tages fand Andreas Stubenrauch seinen "Schneewittchensarge“ aufgebockt auf Ziegelsteinen, was ihn nicht sonderlich fröhlich gestimmt hat. Eine Handvoll Schüler setzte das Vehikel, natürlich unter Grinsen und Gelächter wieder auf den Boden zurück.

Anzumerken ist, dass die Schulräume in denen Andreas Stubenrauch unterrichtete nach hinten zum Hof der Schule gelegen waren, sodass er während der Zeit des Unterrichtes keinen Blick auf sein Gefährt werfen konnte. Eines Tages, am Vormittag war ein starker "Wolkenbruch“ niedergegangen, suchte Stubenrauch vergeblich nach seinem "Messerschmitt“, den er wie üblich vor dem Schulgebäude abgestellt hatte. Die Nachsuche ergab, dass sich das Fahrzeug selbständig gemacht hatte und 50 Meter weiter – vor dem damaligen Lebensmittelgeschäft der Familie Hübner (REWE) – erst wieder zum Stehen gekommen war.

Man konnte von Glück sagen, dass dabei niemand zu Schaden kam, wäre das Auto den ganzen steil abfallenden Berg hinunter über einen Bahnübergang und dann auf die stark befahrene Staatsstraße gelangt, hätte diese Episode schlimmer ausgehen können.

Andreas Stubenrauch wurde am 12. Juli 1899 in Kottenbrunn (in der ehemaligen Coburger Enklave Königsberg) geboren. Er besuchte die Volksschule in Dörflis bei Königsberg und die Mittelschule in Coburg. 1914 trat er in das Ernst-Albert-Seminar für Lehrerbildung in Coburg ein. Ab Juni 1917 bis Februar 1919 war er Kriegsteilnehmer im ersten Weltkrieg.

1920 Erste Lehramtsprüfung, Junglehrer an der Glockenbergschule in Neustadt.

1923 Versetzung an die Volksschule Mittelberg, Chorleiter des dortigen Gesangvereins, Gründer eines Stenografenvereins, Gründer der Sanitätskolonne "Froschgrund“.

1925 bis 1935 Kommandant der Feuerwehr.

1934 Versetzung an die Volksschule Mönchröden.

1940 Kriegsdienst im 2. Weltkrieg

1948 Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft, danach wieder Lehrer in Einberg.

1950 Versetzung an die Schule Mönchröden.

1959 Versetzung an die Schule nach Dörfles unter gleichzeitigen Ernennung zum Hauptlehrer.

1961 Ernennung zum Rektor.

1964 Am 1. September Eintritt in den Ruhestand.

Anlässlich seiner Verabschiedung sagte ein Entlassschüler folgenden Satz: "Wenn Herr Stubenrauch heute in den Ruhestand geht und die Schule für immer verlässt, ist auch die Steinzeit zu Ende“.

1975 Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Am 16. Oktober 1981 ist er verstorben. Seine Grabstätte liegt gleich neben seinem ehemaligen Haus auf dem Friedhof in der Stadt Rödental - OT Mönchröden.

Andreas Stubenrauch war Ehrenmitglied der "Gesellschaft für Coburger Heimatkunde und Landesgeschichte“ (heute historische Gesellschaft).

Von seinen Veröffentlichungen aus den Fachgebieten sind besonders zu erwähnen: Johann Wolfgang von Goethe in Oeslau (in 800 Jahre Oeslau).

1162-1962 – Besiedlung des Landkreises Coburg in vor- und frühgeschichtlicher Zeit.

In: Frankenland Nr.2, 1960 – Literatur zur Urweltkunde des Coburger Landes

In: Coburg mitten im Reich I (mit B. Fischer, G. Hofmann und F. Schilling).

Aus der Erdgeschichte des Oeslauer Landes. – In: 800 Jahre Oeslau 1162 – 1962

Steinkohlebergbau im Coburger Land. – Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1965.

Die Märbelindustrie Südthüringens und Frankens. – Jahrbuch der Coburger Landesstifung 1963.

Es gibt noch vieles aufzuzählen, was dieser verdiente Mann aus der Heimatgeschichte des Coburger Landes zu berichten wusste. Als sein ehemaliger Schüler, habe ich viel von ihm gelernt und bis heute bewahrt. Dieser Aufsatz kann deshalb nur als ein "kleiner Beitrag“ dazu verstanden werden, das Lebenswerk dieses außergewöhnlichen Mannes zu würdigen.

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