Die Apels - eine Dresdner Puppenspielerfamilie
zwischen Kaiserreich und DDR
Museum für Sächsische Volkskunst mit Puppentheatersammlung, Jägerhof
Ausstellung bis 31. Oktober 2012
Dresden
Fast 100 Jahre galten die Apels als die Puppenspielerfamilie Dresdens
Sie spielten mit Marionetten aus dem 18. Jahrhundert Texte des 17. Jahrhunderts. Sie griffen hochaktuelle Themen wie die Dreyfus-Affäre, den Hauptmann von Köpenick oder den Boxeraufstand in China auf und sie waren Pioniere des Kinos. Die Apel’sche Holzoper gastierte in den gutbürgerlichen Theatersälen der Dresdner Altstadt genauso wie in den Arbeitervierteln. Von erzgebirgischen Dörfern führte ihr Weg durch europäische Metropolen bis nach Finnland, Rumänien und Italien. Das erste Theater, das nach dem Zweiten Weltkrieg im zerstörten Dresden seine Pforten öffnete, gehörte einem Apel. Bis 1952 war es eine Erfolgsgeschichte, dann kamen die Spielverbote in der DDR …
Am Anfang war die Liebe
1870 verliebte sich der arme Glasbläser Albert Apel (1847-1905) in die Theatergehilfin Amalie Mosch (1844-1914) – und in eine bereits 150 Jahre alte Theatertradition. 1878 machten sie sich mit der renommierten Marionettenbühne von Franz Lorgie (1765-1853) selbständig. Lorgie hatte bereits im späten 18. Jahrhundert sein Theater in den Dresdner Schlössern aufgeschlagen und war durch die Marionetten zu Wohlstand gelangt. Albert und Amalie Apel reisten im Erzgebirge und dem Elbtal. Dank ihrer talentierten Kinder feierten sie auch in Dresden große Erfolge und nahmen hier ihren ständigen Wohnsitz.
Die Tochter Helene (1877-1961) und deren Mann Walter Böttger (1882-1947) erbten Teile des Theaters der Eltern, während Heinrich Apel Senior (1875-1920) sich nach einem Streit mit den Eltern ein völlig neues Theater baute. In dritter Generation spielten Heinrich Apel Junior (1895-1975) und sein Cousin Albert Böttger (1909-1986). Nach den Verboten 1952 mussten sie die großen Bühnen aufgeben. Albert Apel-Böttger trat mit Varieté-Marionetten in Kinos auf. Heinrich Apel Junior spielte mit kleineren Marionetten in Schulen und Kulturhäusern Märchen- und Verkehrserziehungsstücke für Kinder.
Manche der bis zu 220 Jahre alten Marionetten in der Ausstellung sind einst vor Kurfürsten aufgetreten, andere vor Volkskammerpräsidenten. Gewöhnlich saß aber das Volk vor der Bühne. Die Apels wollten mit ihren Theatern den Menschen Freude bereiten, sie zum Lachen und Weinen bringen.
Die Ausstellung zeigt Figuren aus den verschiedenen Zweigen der Familie: Ritter, Räuber und Wildschützen, Märchenfiguren, Kasper, Chinesen, Tänzer, Verwandlungsfiguren, aber auch Theaterzettel, Textbücher und Requisiten sowie ganze Szenenbilder. Ein Jahrmarktszelt ist der authentische Ort für Aufführungen. Und eine Probebühne erlaubt nicht nur neugierige Blicke hinter die Kulissen, sondern verführt auch Jung und Alt dazu, sich selbst in der Rolle der Puppenspieler und Theatermacher auszuprobieren.
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