Toter Steinadler

Toter Steinadler am Grünten verschwunden
Totes Tier bislang unauffindbar – Vermutlich Kollision mit unmarkiertem Seilbahnkabel – Aufruf an den Finder zur Abgabe

Sonthofen
Bei ihrer Wanderung am Grünten im Allgäu entdeckten zwei Bergwanderer an der Materialseilbahn des Gipfelhauses einen toten Steinadler. Sie fotografierten ihn, beließen ihn vor Ort und informierten anschließend Gebietsbetreuer Henning Werth vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). Als dieser zum Fundort kam, war der tote Vogel jedoch unauffindbar. Nach vergeblicher Suche ruft der LBV nun den Finder dazu auf, den Steinadler bei den Behörden abzugeben, da der Besitz des Tiers gegen das Jagdgesetz verstößt. Besonders tragisch: das Gebiet stand kurz vor der Wiederbesiedelung durch ein Steinadlerpaar.

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Toter Steinadler am Grünten, gehalten
Foto: 2014 © LBV

„Leider konnte der tote Steinadler - ein adultes Männchen - trotz gezielter Nachsuche bislang nicht gefunden werden. Er hätte gemäß geltendem Jagdrecht dem Jagdpächter des Gebietes ausgehändigt werden müssen“, erklärt Henning Werth, LBV-Gebietsbetreuer Allgäuer Hochalpen. Werth vermutet, dass der Adler von nachfolgenden Wanderern mitgenommen wurde. Der LBV ruft den Finder deshalb dazu auf, den Vogel bei der Jagdbehörde abzugeben. „Eine genauere Untersuchung zur Ermittlung der Todesursache, der Genetik und des Gesundheitszustandes wäre für die Steinadler-Schutzbemühungen des LBV sehr wichtig“, führt der Biologe aus.

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Toter Steinadler am Gründen im Schnee
Foto: 2014 © LBV

Der Standort des Vogels auf knapp 1.500 Meter Höhe befand sich direkt unter einer Materialseilbahn zum Gipfelhaus. „Die Fotos mit den erkennbaren Verletzungen sprechen mit sehr großer Wahrscheinlichkeit für eine Kollision mit einem Materialseilbahnkabel“, so Henning Werth. „Unter bestimmten Bedingungen können die Vögel trotz sehr gutem Sehsinn die Hindernisse nicht erkennen, z.B. bei Nebel oder Kabelbedeckung mit einer Reifschicht“, sagt Werth weiter. „Besonders problematisch sind Kabel unter einer Dicke von 20 Millimetern. Wir müssen von einer hohen Dunkelziffer von Kollisionsopfern ausgehen: Die Tiere werden anschließend oft vom Fuchs verzogen und gefressen. Auch sind weite Bereiche bei zahlreichen Seilbahntrassen unzugänglich.“

LBV-Gebietsbetreuer Henning Werth fordert als Konsequenz sämtliche Materialseilbahnen in den Allgäuer Alpen näher zu prüfen und bei Kollisionsgefahr für Vögel diese mit Farbmarkierungen sichtbar zu machen. Bei Steuerkabeln von Skiliften wird dies erfolgreich mit Kunststoffrohren oder -kugeln praktiziert. Der Adlerfund am Grünten ist für Werth besonders tragisch, da in diesem Gebiet eine Wiederbesiedlung durch ein Steinadlerpaar kurz bevorstand: Das Weibchen hätte 2014 die Geschlechtsreife erreicht.

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